Bagan: geplatze Reifen und leere Batterien
Christina, Tim, Neil und ich machen einen Ausflug mit den fabelhaften E-Bikes, nachdem wir die Mittagshitze am Luxuspool eines fürchterlich teuren Hotels verbracht haben. Ganz nebenbei haben wir ein in den Pool gefallenes Vogelbaby davor bewahrt, Krähenfutter zu werden.

Passables Pooling in Bagan. Für umgerechnet fünf Dollar kann man sich Liegerechte an den Pools der Luxushotels erkaufen.
Wir haben jedoch noch ein paar Tempel auf der Agenda und müssen uns wohl bewegen. Beim Versuch, zwei E-Bikes zu mieten, stellen wir fest: Der Preis für zwei Mopeds ist höher, wenn vier Leute sie mieten, als wenn nur zwei es tun. Asienlogik, kennt ihr schon. Also trennen wir uns zur Anmietung und los geht’s. Nach knapp zwei Kilometern macht es “Peng!” Ein Reifen ist geplatzt. Wir rufen den Moped-Vermieter an und bitten um Hilfe. Auf die Beschreibung unseres Standortes erhalten wir die freundliche Anweisung: “Don’t move!”. Ja, WIE DENN? Natürlich hat der Typ, der nach einer guten Stunde mit dem Fahrrad zu unserer Rettung “eilt”, nur Flickzeug dabei, statt wie am Telefon erbeten einen neuen Schlauch. Oh boy.

Mit Flickzeug war hier nicht mehr so viel zu holen.
Als es endlich weitergeht, haken wir im Schnelldurchlauf den Htilominlo-Tempel und den Gubyaukkyi-Tempel ab. Wir treffen auf Lin, die uns direkt aus dem Htilominlo wieder herausführt. “Come with me, I show you nice view, no need shoes”, ruft sie uns zu und läuft los. Wir kraxeln ihr nach über spitze Steine, heiße Erde und vereinzelte dürre Gräser. Ich versuche, über den Pfad zu tippeln, ohne mir kleine Steine in die Prinzessinnenfüße zu bohren oder von giftigen Schlangen angefallen zu werden. Läuft! Lin führt uns zu einem Mini-Kloster mit winzigen Eingängen. Ein Zwergenkloster, ich bin ganz aufgeregt! Lin raubt mir meine entzückende Vorstellung: “The monks come here to pray, and they have to move around kneeling.” Pfff. Sie führt uns auf das flache Dach des Klosters, von dem wir eine exzellente Sicht auf den Htilominlo haben. Diese Locals wissen wirklich alles!

Barfuß folgen wir den Ladies zum Miniaturkloster

Mit Lin vor dem Htilominlo.

Htilominlo. Hübsch.
Wir machen einen Haken auf unserer “to temple”-Liste und fahren weiter. Am Gubyaukkyi packen die Händler bereits ein, gerade verschließt eine Frau die Tür. Ich bettel mich nochmal hinein.

Am Gubyaukkyi wird bereits Feierabend gemacht.

Gubyaukkyi von außen. Die Fledermäuse sehen mir mehr nach zeitgenössischem Comic als nach Jahrhunderte alten Tempelwächtern aus. Putzig!
Im Tempelinneren erzählt mir eine Infotafel, dass der Deutsche Herr Thomann hier einst Fresken geklaut hat. Seine Unterschrift sei der Beweis dafür. Macht Sinn! “Mr. Thomann from Germany was here”, oder was? Am besten da, wo das Fresko fehlt, ne. Ich habe leider keine Zeit, nach seiner Unterschrift zu suchen, denn die Sonne droht mit Untergang. Wir müssen weiter, schnellschnell irgendwo raufklettern, kennen wir ja schon. Als nicht mehr viel zu retten scheint, halten wir an einem random Straßenrand und laufen ins Feld, bis wir ein Kloster sehen. Von oben winken Kids herunter: “Come up!” Lassen wir uns nicht zweimal sagen. Oben chillen vier Boys und teilen sich Kippen.

Sonnenuntergang mit Bagans Teenagergang. Fetzt! Foto: Christina Inez Gonzalez
Nach abgehaktem Sonnenuntergang ziehen wir weiter. Es folgt ein kurzer Stopp im Schweinedorf Wet Kyi Inn. Wet Kyi Inn heißt soviel wie “riesiges Schwein”. Bester! Name! Ist klar: “Ey, wo wohnst du?” – “Riesiges Schwein 66.” – “Ey, machste mich an, oder was?” Und unsereins im Schland muss über Namen wie Darmstadt giggeln, pah. Anyhoo. Ich wollte hierher, weil man sich erzählt, ein mystisches Schwein habe hier einst sein Unwesen getrieben und Dorfbewohner seien auf mysteriöse Weise umgekommen. Es gibt jedoch keinen Schrein oder überhaupt irgendetwas, das die Legende bestätigen würde. Unsere Enttäuschung tränken wir noch vor Ort in Bier.
Auf dem Rückweg – es ist inzwischen Nacht geworden – wird das E-Bike erst leiser, dann langsamer. Die Akku-Anzeige leuchtet bei 10%. Blöderweise haben wir noch ein ganzes Stück Weg vor uns. Um Strom zu sparen, schalten wir die Scheinwerfer aus (so Asien!) – in der Hoffnung, so noch ein paar Meter zu gewinnen. Jetzt sind wir unsichtbar, denn das einzige Licht auf der engen Straße ist das von hinten heranrasender Autos. Wir sind ganz froh, nicht überfahren zu werden. Die Batterie stirbt trotzdem und so schieben wir den restlichen Weg zurück. Da ich am Straßenrand laufend ein bisschen weniger um mein Leben fürchte als mit ausgeschalteten Scheinwerfern fahrend, kann ich nun auch kurz durchatmen und das Panorama genießen: Im Vollmondlicht zeichnen sich die Silhouetten der Tempel vor der tiefschwarzen Nacht ab und Fledermäuse machen Fledermausgeräusche. Fetzt!

Tempelpanorama bei Nacht.
Als wir am Hostel ankommen, sitzen Tanya und Richard bereits mit Bier in Position. Einer der halbwüchsigen Kellner hat Gefallen an Tanya gefunden. Er nennt sie “Mami” und beginnt, ihr eine Kopfmassage zu geben. Inklusive Haareziehen. Mami kriegt sehr große Augen, aber was will sie machen. Ich bin froh, dass es nicht mich getroffen hat.
Und ich verstehe: Ich habe hier jetzt alles gesehen. Morgen ziehe ich weiter, um ein paar Tage am Ngapali Beach abzuhängen. Nach den letzten Tagen habe ich mir ja wohl ein bisschen Urlaub verdient!
Mehr Fotos von unserem Ausflug:

Wettervorhersage Asienstyle.

Tempel, Tempel, Tempel. Überall Tempel.

Bu Paya in Nyaung-U

Schlange stehen für ein kurzes Stoßgebet vom Gebetspunkt aus.

Fenster mit Tempelblick.

Klassische Behausung in Myanmar. Foto: Christina Inez Gonzalez

Im Klosterinneren. Zwei Treppen führen nach oben, eine ist verschüttet. Ist das ein schlechtes Omen?

Sonnenuntergangspanorama vom Kloster.

Nach Sonnenuntergang gehen die Farben aus, oder: Nachts sind alle Tempel grau.

Tempel bei Nacht.